Zum Hüttennamen

Theodor Karl Körner wurde 1791 in Dresden geboren, und verbrachte dort seine Kindheit und Jugend. Sein Vater Christian Gottfried Körner war Jurist, Schriftsteller und der erste Herausgeber der Gesamtausgabe der Werke seines Freundes Friedrich Schiller sowie später der seines Sohnes. Die Mutter Minna Körner war Malerin und Schriftstellerin. Zum Freundeskreis der Familie zählten Goethe, Kleist sowie die Brüder Humboldt und Schlegel.
In diesem Umfeld wurden die künstlerischen Begabungen des jungen Theodor von Kindheit an gefördert und er lernte Gesang, Malerei, verschiedene Instrumente und erprobte sich an ersten Gedichten.

1808 begannen seine turbulenten Studienjahre an der Bergakademie Freiberg mit Geologie und Bergbau. Nach dem Erscheinen seines ersten Gedichtbandes 1810 wechselte er nach Leipzig, um Geschichte und Philosophie zu studieren. Körner war seit Beginn seines Studiums in mehreren Studentenverbindungen aktiv und wechselte 1811 nach einem verbotenen Duell von Leipzig nach Berlin, um Vorlesungen bei Fichte zu hören. Als Konsequenz seines Duells musste er jedoch auch die Berliner Universität verlassen und zog nach Wien.Hier widmete er sich ganz dem Schreiben, wobei er insbesondere Schauspiele für das Wiener Burgtheater schrieb, an dem er zum k.k. Hoftheaterdichter berufen wurde.

1812 verlobte er sich mit Antonie Adamberger. Anfang 1813 kündigte er seine Wiener Stelle und trat in das Lützowsche Freikorps ein, um gegen Napoleon zu kämpfen. Mit nur 22 Jahren kostete ihn dies am 26. 8. 1813 bei Gadebusch (nahe Hamburg) das Leben.

Werk und Rezeption

In seinem Werk verbindet sich Nationalismus, der Krieg und Leid romantisiert mit wortgewaltigem Freiheitspathos. Diese damals durchaus allgegenwärtigen Inhalte prägten naturgemäß die Rezeption seiner Werke in den Jahrzehnten nach seinem Tod. Wohl auch, weil sein Leben und Sterben einem seiner Werke entnommen hätte sein können. Die Idealisierung als tragischer „Dichterheld“ bescherte seinem Werk im 19. und frühen 20. Jahrhundert große Erfolge.

Insbesondere die einflussreiche Zeitschrift „Gartenlaube“ trug in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zur Verbreitung des Mythos um Körner bei, der wohl nicht zufällig in den Jahren nach den gescheiterten bürgerlichen Revolutionen von 1848 einen ersten Höhepunkt erreichte.

Ab 1891 vollzog sich, analog zum virulenten Deutschnationalismus und allgemeinen Militarismus der Zeit vor 1914, und des Revanchismus nach den deutschen und österreichischen Niederlagen im 1. Weltkrieg, in der Rezeption ein Wandel vom „patriotisch-wehrhaften Bürgerhelden zum reichsnationalen Kriegshelden“ 1. So eigneten sich seine Kriegsgedichte im patriotischen Taumel des 1. Weltkriegs hervorragend für Lieder und Postkartensprüche. Ab 1927entstanden auch mehrere Filme zu seinem Leben.

Körner war als Waffenstudent und nationalistischer „Dichterheld“ dankbare Symbol- und Identifikationsfigur für die deutschnationale Haltung der studentischen, ebenfalls vielfach korporierten Mitglieder der Akademischen Sektion Wien. So lag es im Jahre 1923 nahe, die neue, selbst erbaute Hütte der Sektion 2, auch als Bekenntnis zum Anschlussgedanken, nach ihm zu benennen.

Den Status und die Ambivalenz von Theodor Körners Werk im deutschen Sprachraum in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts – sowohl als beliebter Dichter im bündischen, romantischen Milieu als auch als nationaler, militaristischer Stichwortgeber – zeigt der 18. Februar 1943 auf. Josef Göbbels ruft im Berliner Sportpalast mit einem Körner-Zitat zum totalen Krieg auf: „Nun,Volk, steh auf, und Sturm, brich los“, ein begeistertes „Ja“ ist die Antwort. Am selben Tag werden die Geschwister Scholl beim Verteilen des sechsten und letzten Flugblatts der Weißen Rose verhaftet. Der Text, mit dem sie gegen den Wahnsinn um sie herum verzweifelt anzuschreiben versuchen, schließt ebenso mit einem Zitat von Theodor Körner: „Frisch auf mein Volk, die Flammenzeichen rauchen“. Das „Nein“ gegen ihre Ermordung bleibt aus.

Es zeigt sich also, dass Theodor Körners Werk und Person durchaus ambivalent gesehen werden müssen. Weder die Verwendung seiner Texte in völkischen Kreisen, noch seine verzweifelte Anrufung durch deutsche Widerstandsgruppen bilden ein Gesamtbild, das für sich alleine stehen kann. Fest steht allerdings, dass sein Name auch nicht von den dunklen Seiten der deutschen und österreichischen Geschichte getrennt werden kann und damit Teil der Geschichte der Akademischen Sektion Wien ist.

Eine Aufarbeitung unserer Vergangenheit ist unseres Erachtens notwendig und die Auseinandersetzung mit derselben erscheint uns wirkungsvoller, ehrlicher und auch interessanter als eine Umbenennung der Hütte. In Wien gibt es sowohl eine Theodor-Körner-Gasse als auch einen gleichnamigen Park.

Kurzbiographie des Großneffen Körner

Dr. h. c. Theodor Körner war Großneffe des gleichnamigen Dichters. Als einer von wenigen ehemaligen k. u. k. Offizieren unterstützte er von Anfang an die neugegründete Volkswehr der Ersten Republik, und wurde nach seiner Pensionierung als General 1924 Bundesrat für die Sozialdemokraten und bis 1929 zentrales Mitglied von dessen Schutzbund. Nach dem Staatstreich und der Errichtung des austrofaschistischen Ständestaats 1934 wurde er als  Bundesratspräsident ohne Verfahren elf Monate inhaftiert.

add1)

René Schilling, „ Kriegshelden – Deutungsmuster heroischer Männlichkeit in Deutschland 1813-1945“ Paderborn 2002 S 171

add 2)

Die bisherige Kletterhütte der Sektion, die Langkofelhütte in den Dolomiten, war nach dem ersten Weltkrieg durch Italien enteignet worden. Die Zeit des Nationalsozialismus überstand Körner trotz Überwachung und zeitweiliger Verhaftung durch die Gestapo unbeschadet, da ihm seine Kontakte in den Widerstand nicht nachgewiesen werden konnten 1945 wurde er Bürgermeister Wiens, von 1951 bis zu seinem Tod 1957 war er der zweite Bundespräsident unserer zweiten Republik.